Drei Taschen voll Steine

Messing, Höhe: 330cm, Burgberg, 2018

 

 

Die im Jahr 2017 entworfene Plastik auf dem Burgberg, die für die KULTUR OHG geschaffen wurde, verbindet verschiedene Themenfelder im Werk von Rolf Kurz: den Gedanken des Ineinandergreifens einzelner Teile und deren mögliches Zusammenfügen zu einem Ganzen sowie das Thema Haus und seine Variationen, hier erweitert zum Gotteshaus, in Form einer für die Region typischen Chorturmkirche. Damit wird auf die spirituelle Bedeutung verwiesen: Auf dem Burgberg stand eine Wallfahrtskirche, die der Sage nach mit sich wundersam vergrößernden Steinen aus nur drei Taschen voll kleiner Steine gebaut wurde. Diese Sage und die Dreizahl wird zum Ausgangspunkt für Rolf Kurz: Der „intakt“ zu denkende Kirchenbau wird in drei große Teile aufgebrochen. Das Grundmaß für die kubische Zergliederung ist 33 Zentimeter. Der Betrachter könnte sich angesprochen fühlen, gedanklich zusammenzufügen, was zusammengehört. Die Plastik „Drei Taschen voll Steine“ bietet neben vielen weiteren eine konkrete Möglichkeit der Assoziation: So könnten die drei Teile auch als die Ortsteile Oberspeltach, Honhardt und Gründelhardt gedeutet werden, die sich 1974/75 zur Gemeinde Frankenhardt zusammenschlossen.
(Text: Dr. Helga Steiger)

 

 

Die Sage vom Marienbrunnen auf dem Burgberg: 
Es war ein heißer Tag im Sommer des Jahres 1441. Ein Hirte weidete seine Herde auf dem einsamen Bergkopf des Burgbergs. Weil ihm seine Augen schmerzten, legte er sich in den Schatten einer mächtigen Zwieselbuche und versank in Schlummer. Da hatte er einen lieblichen Traum. Er sah einen Engel vom Himmel herniederschweben. Der trat an eine Gabelung der Zwieselbuche und siehe, dort schöpfte er Wasser. Mit diesem benetzte er die kranken Lider des Hirten, also dass sie sofort gesundeten. Und zum Hirten sprach der Bote Gottes: „Geh hinab den Berg und suche dir Steine. Fülle damit dreimal deine Hirtentasche und trage sie zu dieser Stelle. Dann hebe alsbald an, eine Kirche zu bauen, denn Gott der Herr will geehrt sein auf der Zinne dieses Berges.“ Damit verschwand die seltsame Erscheinung und der Hirte erwachte. Aber die Worte des Engels bewegten sein Herz und er tat, wie im befohlen, ging und holte drei Taschen voll Steine. Darnach zog er aus, Maurer und Zimmerleute zu dingen. Doch als die Werkleute das winzige Häuflein kleiner Steine erblickten, wollten sie im Unmut über den Hirten herfallen, vermeinend, er habe sie zum Besten halten wollen. Aber während sie sich herumstritten, waren die Steinchen zu großen Steinen und Quadern geworden, und überwältigt von diesem Wunder des Herrn bauten Maurer und Zimmerleute unentgeltlich ein stattlich Kirchlein auf Bergeshöhe mitten im tiefen Burgbergwald. Und alsobald kamen viele fromme Waller von weit und breit, und die wundertätigen Wasser aus der gezwieselten Buche sollen manchem Augenkranken Heilung verschafft haben, und viele seien mit Loben und Danken heimgezogen von der Marienkapelle auf dem Burgberg.